Mein Buch »Tod im Schrebergarten«
eine kleine Leseprobe
……nach einer kleinen Verschnaufpause stand Wolfgang auf und holte aus einer seiner gigantischen Fahrradtaschen zwei große IKEA-Tüten.
„So Hannelörchen, auf, auf, die Brennnesseln warten!“ „Du bist ja forsch bei der Sache mein Lieber. Brauchst du für deine Vitaminbombe so viel von dem stacheligen Zeug?“
„Die Brennnesseln, die zu viel sind, landen im Kompost bei Carmen und Klaas.“ Hannelore gab sich geschlagen, rappelte sich auf und folgte Wolfgang in Richtung Seiteneingang, der ja direkt zur Rur führte.
Bei ihrem Spaziergang zur Hasenfelder Brücke hatten sie vor der kleinen Staustufe der Rur wunderschöne riesige Brennnesselfelder entdeckt. Das sollte heute dann auch ihr Ziel sein. Als sie die Stelle erreicht hatten, stülpten sie dicke Gartenhandschuhe über. Vorsichtshalber hatten sie heute auch lange Hosen angezogen. Sie hofften so, dass ihnen die juckenden und brennenden Pusteln erspart blieben, die man nach dem Kontakt mit den Nesseln davontrug.
Galant schob Wolfgang die Brennnesseln beiseite, damit Hannelore besser zu den schönsten vordringen konnte. Durch die starken Gewitter der letzten Tage und dem heftigen Sturm standen die Brennnesseln kaum noch aufrecht und es sah ziemlich durcheinander aus.
Jeder hatte eine der IKEA-Taschen geöffnet und mit kräftigem Ziehen und Reißen füllten sich ihre Taschen erstaunlich schnell.
Hannelore machte einen kleinen Schritt zur Seite in Richtung Rur, dort wo die kleine Pumpenanlage installiert war, die die Schrebergärten mit Wasser versorgt, als sie leicht umknickte. Im dichten Brennnesseldickicht war sie auf einen Gegenstand getreten, der sie abrutschen ließ. Sie bückte sich und tastete danach. Zum Vorschein kam ein hochwertiger italienischer Herrenschuh, was Hannelore sofort erkannte.
„Schau mal Wolfgang, hier hat jemand seinen Schuh verloren. Wahrscheinlich wollte sich jemand bei der Hitze die Füße abkühlen.“
Wolfgang kam in ihre Richtung und staunte über Hannelores Fund. „So etwas Edles hier im Brennnesselwald? Komm, wir schauen einmal nach, ob wir auch einen zweiten Schuh finden. Auf einem Bein kann man ja nicht stehen!“, schmunzelte er. Hannelore, die augenblicklich von einer schrecklichen Vorahnung gepackt wurde, war es nicht zum Lachen zumute. Beide gingen vorsichtig etwas näher und lauschten, ob irgendein Geräusch zu hören wäre. Doch nichts, selbst das leise Brummen der Pumpenanlage war verstummt.
Sie arbeiteten sich etwas weiter vor und entdeckten unter Zweigen versteckt einen sommerlichen Strohhut. „Wolfgang mir ist unheimlich“, jammerte Hannelore. „Warum denn Hannelore, ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn jemand in der Rur Abkühlung sucht!“ „Ich habe aber so ein komisches Gefühl Wolfgang. Du kennst es doch, wenn ich ein komisches Gefühl habe ….. oder?“ Die komischen Gefühle der Frauen kannte Wolfgang selbstverständlich, aber Hannelore war e i g e n t - l i c h nicht so empfindlich.
„Ach, komm Hannelore, wir schauen jetzt nach und gut ist!“ Beide arbeiteten sich noch ein Stückchen weiter vor und sahen dann vor sich im Unterholz, von Brennnesseln und Astwerk halb verdeckt, einen Mann liegen. Seine Beine waren angewinkelt und etwas verdreht. „Wolfgang, ich wusste es! Ich wusste es, als wir heute Morgen schon so herumgealbert haben (meine Mutter hat früher in solchen Situationen immer gesagt, wenn du morgens so albern bist, kriegt dich am Tag die Katz) ich wusste es, als ich den Schuh in Händen hielt, ich wusste es, ich wusste es. Ohjemine, jetzt war es nicht die Katz, sondern eine neue Leiche.“ Wolfgang beruhigte Hannelore ein wenig, legte den Arm um ihre Schulter und dachte bei sich ‚war auch langsam überfällig dieses Jahr‘. u.s.w.